Seit der Invasion Russlands in die Ukraine spielt sich eine Tragödie in der Ukraine ab, in der Mitte Europas. Menschen und ganze Familien werden entwurzelt und müssen aus ihrer Heimat fliehen.

Sebastian Durstewitz, ein MöWathloni,  ist zur Tat geschritten, um diesen Menschen zu helfen und hat zu einer Spendenaktion im Freundes- und Bekanntenkreis aufgerufen.

Das Echo auf diesen Aufruf war überwältigend und zeigt, dass wir bereit sind, in schwierigen Zeiten über Grenzen und Ethnien hinweg einander zu helfen.

Hoffen wir, dass sich der Konflikt kurzfristig auf diplomatischem Wege lösen lässt, um das Leid zu lindern!

Und hier ist Sebi’s Bericht:

Eine spontane Reise – wie aus einer geplanten Spende eine Hilfslieferung wurde.

Am 24.02.2022 wurde einem erst wieder bewusst, wie lange wir im Herzen Europas in Frieden leben konnten und wie zerbrechlich dieser Frieden doch ist, nachdem Russland die Ukraine überfallen hat und einige ehemalige Staaten der UDSSR bedroht. Über meine Schwester Laura haben wir dann erfahren, dass in Worfelden eine Hilfslieferung für die Ukraine organisiert wird und wir wollten gerne unseren Teil dazu beitragen. Nach mehreren Telefonaten mit den Organisatoren haben wir dann angeboten, nicht nur Hilfsgüter bereitzustellen, sondern auch Transportkapazität angeboten.  Daraufhin hat sich alles verselbständigt und Moritz und ich waren mitten drin in der Organisation der Lieferungen. Wir schrieben alle Freunde, Bekannte und unsere Vereine und das Team MöWathlon an, um noch mehr Hilfsgüter zu organisieren. Dies ging so weit, dass wir unseren Transporter sogar mehr als doppelt gefüllt bekommen haben und die erste Lieferung an einen 40t LKW, der in Bad König beladen wurde, abgegeben haben. Das Telefon fing wirklich an zu glühen (Ich hatte schon das Gefühl mein Provider sperrt mir ausgehende Gespräche 😊) und wir konnten uns bis zum Schluss kaum vor den vielen Menschen retten, die ebenfalls einen Beitrag leisten wollten.

Die Reise an die ukrainische Grenze war für Freitag den 4.03.2022 zwischen 20:00-22:00 geplant und so bin ich morgens um 5:30 aufgestanden, um noch zum Frühschwimmen gehen zu können. Direkt im Anschluss dann noch schnell die letzten Nahrungsmittel und Medikamente einkaufen und erstmal frühstücken. Nach der kurzen Pause ab in den Transporter und los an die Orte, an denen die Hilfsgüter gesammelt worden sind. Hier auch nochmal ein großer Dank an alle Vereinsmitglieder, Freunde, Verwandte und Unbekannte für die ganz tolle Unterstützung mit Kleidung, Nahrungsmitteln, medizinischen Gütern, Medikamenten und Geldspenden.

Das Auto wurde dann bis kurz vor 15:00 bis unters Dach nach Tetris Manier gepackt und wir haben sogar den Fahrgastraum noch zum Lager und Schlafraum umgestaltet, damit wir die ganzen Konserven und andere Hilfsgüter noch unterbringen konnten. Der Transporter war dementsprechend vollgeladen und wir mussten schweren Herzens noch ein halbes Auto voll an Spenden zurücklassen. Diese hat Moritz dann noch bis zum frühen Abend in einen zweiten Transporter eingeladen, um die Hilfsgüter nach unserer Rückkehr wieder nach Bad König fahren zu können und die Leute, die die Hilfsgüter zum Teil in Ihrem Wohnzimmer gelagert haben, nicht sitzen lassen zu müssen (und dem Telefonterror aus dem Weg zu gehen 😊).

Nachdem die Brötchen und Getränke für die Fahrt gepackt waren, konnte es dann um 21:00 nach einem 30 min Powernap losgehen (Mal wieder beim ins Bett bringen der Kinder eingeschlafen). Wir fuhren also die A5 hoch, um dann über die A7 auf die A4 zu gelangen, auf der wir dann 1075km Richtung Osten unterwegs sein sollten. Wir wechselten uns nach jedem Tankstopp mit dem Fahren ab und die Fahrt verlief ohne große Probleme. Wir unterhielten uns lange über alles Mögliche und die Zeit verging eigentlich doch sehr schnell. Einen kleinen Schock gab es in Polen aber dennoch, als an einer Autobahntankstelle 450km vor dem Ziel der Diesel leer war und uns etwas die Angst ergriff, dass es bald keinen Sprit mehr geben würde. Hier haben wir auch viele Gleichgesinnte getroffen, die zum Teil noch viel planloser unterwegs waren als wir und sich einfach ein Auto gemietet und vollgepackt hatten und Richtung Grenze unterwegs waren. Wir sind dann an eine abgelegene Tankstelle gefahren, haben dort getankt und unsere 3x30L Kanister, die als Spende gedacht waren, erstmal vollgemacht.  Mit der Gewissheit wieder bis an denselben Punkt zurück zu kommen, konnte es entspannt weitergehen. Wir haben abwechselnd versucht, auf der Matratze zu schlafen, wobei ich Moritz wirklich beneidet habe, der trotz einer kleinen Flasche Cola und mehrerer Dosen RedBull die Augen zubekommen hat.  Das Liegen hat trotzdem geholfen, die Strapazen zu überstehen und umso näher wir an die Grenze kamen, umso mehr Hilfskonvois konnten wir beobachten. Da waren zum Teil ganze Firmenfuhrparks von Transportern unterwegs, was einem gezeigt hat, dass es sehr viele Menschen gibt, die hilfsbereit und aufopferungsvoll sind. Nach dem letzten Tankstopp kurz vor dem Ziel haben wir wirklich Leute aus ganz Europa getroffen nur mit dem einen Ziel, Hilfe für die armen Menschen aus der Ukraine zu leisten. Es wurden nicht nur Hilfsgüter gebracht, sondern auch Flüchtlinge direkt mit nach Hause genommen.

Um 12:00, nach ein wenig Suchen und Rücksprache mit dem Ortskundigen aus Deutschland, hatten wir unser Ziel nach 15 Stunden endlich erreicht. Kurz einchecken und dann warten bis man mit dem Ausladen an der Reihe war. Hier hat jeder mit angepackt und so ging das Ausladen sehr schnell von statten. Es ging zwar hektisch zu, aber niemand wirkte wirklich gestresst oder genervt, trotz der Strapazen, die viele auf sich genommen hatten. Alle medizinischen Hilfsgüter wurden soweit möglich separiert und schnellstmöglich abtransportiert. Es waren Leute aus England, Frankreich, Belgien, Holland, Italien und viele mehr an die Grenze gekommen, um Ihre Solidarität zu zeigen und Hilfe zu leisten.

Die Hilfsgüter wurden entweder auf Paletten gestapelt oder direkt in die LKWs verladen. Gegen 13:00 machten wir uns nach getaner Arbeit mit dem guten Gefühl, das Richtige getan zu haben, wieder auf den Weg nach Hause. Auch diese Fahrt verlief ohne Zwischenfälle und wir kamen nach 28,5h heil und total übermüdet wieder zu Hause an. Die letzten 2h in der Nacht waren wirklich hart, da ich mich auch nicht weiter mit Coffein pushen wollte, um zu Hause dann nach 44h mit nur 1h Schlaf endlich meine Ruhe finden zu können. Trotz der Strapazen war es eine ganz tolle Erfahrung für uns beide und wir sind froh und auch ein wenig stolz darauf, die Reise auf uns genommen zu haben.

Wir wünschen uns, dass dieser sinnlose Krieg schnellstmöglich ein Ende findet und nicht noch mehr Leid über die Menschen der Ukraine und Europas hereinbricht.